Lesespaß

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Der Schleicher

von Claus Beese ©2004

Ein Lichtlein wandert durch den Garten,
blendet ‘nen Igel, beleuchtet die Tomaten.
Was verbirgt sich dahinter, was soll das nur sein?
Man kann gar nichts hören, sieht nur der Lampe Schein.

Der unheimliche Schleicher geht wieder durchs Land,
leuchtet hier, leuchtet dort, wirft sein Licht auf den Sand.
Der Lampe Kegel streicht am Haus entlang,
den Bürgern der Straße wird Angst und Bang.

Da, plötzlich schnellt eine Hand in das Licht,
blitzartig packt sie zu, verfehlt das Ziel nicht.
Ein kurzes Gezerre, dann ab in den Eimer.
So ’n Pech, dies hier war nur ein Kleiner.

Es fragt der Betrachter: „Was treibt der da?
Ist der meschugge, oder sollte er gar
es abgesehen haben auf meines Heimes Wert?
Will er gar stehlen mein Geld, mein Haus, mein’n Herd?“

„Will er mir nach dem Leben trachten?
Nur, was will er dann im Garten?“
Und wieder schießt die Hand ins Licht,
doch was sie tut, das sieht man nicht.

Der Schleicher mit gekrümmtem Rücken,
scheint sich nach irgendwas zu bücken.
Er hebt es auf und sammelt ’s ein
Und steckt es in ein Eimerlein.

Jetzt reicht ‘s, es kommt die Polizei
Und gleich ist ‘s mit dem Spuk vorbei.
Mit Handschelle, Knüppel und Pistolen
Wird man sich den Schleicher holen.

Gleich wird’s geklärt, der Fall gelöst,
und hat bisher noch wer gedöst,
so schreckt er jetzt hoch, denn dieser Schrei
geht einem glatt durch Mark und Bein.

Frau Wachtmeister erlieget hier
der weiblich-dienstlichen Wissensgier.
Gespannt lupft sie des Eimers Deckel an,
da springt sie just der Ekel an.

Die Ärmste schreit und schüttelt sich voll Grau’n
und erleichtert sich über den Gartenzaun.
Was sie gesehen, war zu fürchterlich -
das verzeiht ein empfindlicher Magen nicht.

Voll dicker Würmer ist der kleine Topf,
der Schleicher schüttelt nur den Kopf.
Für ihn ist dieses schleimige Gewimmel
Die Sonne an des Anglers Angelhimmel.

Denn ohne Köder geht’s halt nicht,
und darum unser Schleicher spricht:
„Ach wo, ich bin kein schlimmer Finger,
lediglich ein Petrijünger!“

Ende