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Die Klabauterseite

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Sie hören den Shanty "Der Klabautermann" mit freundlicher Genehmigung von Hannes Warring
und dem Fehntjer Shanty-Chor Augustfehn, falls nicht gewünscht, Tonregler bitte auf "leise" drehen
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Der Klabautermann
Guter Geist oder historische Gruselgestalt ?

Niemand weiß mehr, wann die Gestalt des Klabautermanns überhaupt zum ersten Mal erwähnt wurde, tatsächlich wird sie wohl so alt sein, wie die Sagen über Wichtel, Trolle, Elfen und Kobolde. Also so alt, wie die Phantasie der Menschheit.
Die Sage berichtet, dass es sich um baumgeborene Elfen handeln soll. Nun, was soll man sich darunter vorstellen?
Wieder hilft uns die Sage mit einer sehr schönen Erklärung. Kam ein Kind gewaltsam zu Tode, so flatterte seine Seele erschreckt und orientierungslos umher. Oft verfing sie sich im Geäst von Bäumen, und diese nahmen die kleinen Seelen auf und bargen und behüteten sie über lange Zeit in ihren Stämmen. Auch wurden die kleinen Seelen von den Bäumen ernährt, solange die Photsynthese funktionierte. Starb der Baum ab oder wurde gar gefällt, so musste sich die Seele von ihrem Behüter trennen. Blieb sie, starb sie ein zweites mal, ging sie jedoch aus dem Baum heraus, so erlangte sie ein zweites Leben als Elf. Diese Wesen waren mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. So konnten sie im Holz ein und ausgehen, und sich lange Zeit zwischen den Holzfasern aufhalten. Konnte der tote Baum den Elf auch nicht mehr ernähren, so gab er ihm doch so gab er ihm doch zuletzt noch ein Heim. Der Elf jedoch musste lernen, wie ein lebendes Wesen selber für Nahrung zu sorgen. Blütennektar, Tau und Honig wilder Bienen sicherten sein Überleben.
Das Holz des geschlagenen Baumes wurde meist verbaut, entweder an Land zu einem Haus, oder es wurden Schiffe daraus gezimmert. Blieb der Elf bei dem aus seinem Baum gezimmerten Balken an Land, so wurde ein Haustroll aus ihm, kam er mit dem Holz als Schiff auf das Meer, so wurde er zum Klabautermann.
Die Kobolde waren dann dazu verpflichtet, so für die toten Bäume zu sorgen, wie diese es zu ihren Lebzeiten auch für sie getan hatten. So hatten sie Schaden von ihnen abzuhalten und sie vor der Vernichtung zu bewahren. Man weiß, dass in Häusern, in denen es einen Haustroll gibt, nie ein Feuer ausbricht, oder es zu Schäden wegen Baufälligkeit kommt. Genauso sicher waren Schiffe, auf denen so ein Klabautermann hauste. Ständig kontrollierte er den Rumpf auf Schäden und undichte Stellen, und gab dem Schiffszimmermann Anweisungen, wo Reparaturen vonnöten waren. Oft hörten ihn die Mannschaften im Laderaum klopfen und werkeln, wenn er die Ladung kontrollierte und lose Ladungsteile nachstaute und verkeilte. Meistens stand dem Schiff in solchen Fällen ein Sturm bevor und eine verrutschende Ladung würde natürlich das Schiff und seine hölzernen Bestandteile gefährden. Dass dabei auch mehr Sicherheit für die Crews der Segler abfiel, machte die kleinen Kobolde so beliebt, dass man auch für sie sorgte, in dem man in der Messe bei den Mahlzeiten immer für sie mit deckte.

Wollte man eine Beschreibung dieses Klabautermannes vornehmen, so wird man schnell feststellen, dass sich sein Aussehen mit der Zeit in der Phantasie der Menschen gewandelt hat. Einig ist man sich lediglich bei seiner Größe von knapp zwei Fuß und seinem dürren Körper. Auch seine Stimme ist eher dünn und weil er alles in allem nicht gerade respektheischend aussieht, zeigt er sich auch selten vor der Mannschaft.
In der heutigen Zeit würde man ihn etwa so beschreiben:
Ein kleines altes Männchen mit einem großen feuerroten Kopf, einem weißen oder grauen Bart, roten Backen, hellen, blauen Augen, seegrünen Zähnen, einer dünnen Stimme und feinen Händen. Sein Angesicht kann auch totenbleich, eingefallen und faltig sein.
Kleidung: Tuchjacke, Seemannshose und Seestiefel oder mit Ölzeug und Südwester.
Unverkennbares Zubehör: Pfeife, Hammer und vereinzelt auch eine Seemannskiste.

Sein bevorzugter Aufenthaltsort ist der Laderaum, wo er hämmert, nachstaut und mit Brettern wirft, nur gelegentlich findet man ihn auch unter der Ankerwinde. Er kommt auch an Deck, steigt in den Mast, klettert in die Takelage und sitzt auf dem Bugspriet oder dem Klüverbaum. Man fragt sich natürlich, wie der kleine Kerl bei aller Beliebtheit denn im Laufe der Zeit einen so schlechten Ruf erlangen konnte. Die Erklärung hierfür ist ganz einfach. Kam der Seemann nach langer Reise nach Hause, so musste er dort von seinen aufregenden Reisen berichten. Was aber gab es auf einem langsamen Segelschiff mitten auf dem Ozean aufregendes? Sie haben recht! Wenn nicht gerade Sturm war, nichts - absolut nichts! Aufregend wurde es für die Sailor immer nur in den Häfen, aber darüber berichtete man besser nicht zuhause Weib und Kindern. Es hätte hier zu allerlei..., nun, sagen wir einmal "Missverständnissen" kommen können. So wurde also fleißig Seemannsgarn gesponnen, von Seeungeheuern, Klabautermännern und Wassergeistern. Neptun, der Gott des Meeres musste ebenso herhalten, wie Rasmus, der Gott der Winde. Und es war auch früher nicht anders als heute - nur die grausigsten Geschichten waren interessant. Und so wurde vom Leder gezogen, dass sich die Planken bogen und den Seekühen die Milch sauer wurde.