2. Das Projekt: Der Sieben-Flüsse-Törn
Mit dem Projekt Wasserwander-Rundweg im Elbe-Weser-Dreieck hat die Arbeitsgruppe einen Vorschlag aufgegriffen,
der bereits früher - allerdings ohne sonderliche Resonanz - insbesondere in Kreisen des Wassersports
propagiert worden war. Die Idee zielt darauf, sieben Flüsse - Elbe, Oste, Hamme, Lesum, Weser , Geeste, Medem -
sowie den Hadelner Kanal, den Bederkesa-Geeste-Kanal und den (z. Zt. nur eingeschränkt befahrbaren) Hamme-
Oste-Kanal zu einem "Sieben-Flüsse-Törn" zu verbinden und als Angebot von hohem wassersportlichem und
wassertouristischem Reiz zu vermarkten.
2.1 Frühere Initiativen
2.1.1 Lokalpresse
Eine Öffnung des Hamme-Oste-Kanals für Wassersport und -tourismus wurde erstmals 1998 öffentlich im Rahmen
eines Ideenwettbewerbs der Sparkassen in der Lokalpresse im Bremer Raum (Osterholzer Kreisblatt, Wümme-
Zeitung und Die Norddeutsche) erörtert. Der für seine Idee preisgekrönte Wassersport-Autor Claus Beese hatte
geschrieben:
Wäre das nicht toll? Ein Rundkurs über geschütztes Wasser im Elbe-Weser-Raum? Der Traum aller Bootscrews,
denen das Watt zwischen Bremerhaven und Cuxhaven suspekt ist und das eintönige Hin und Her auf dem Elbe-
Weser-Schifffahrtsweg zu langweilig ist. Und eine willkommene Variante für alle die, die aus dem Bereich
Weser-Ems zwar zur Ostsee wollen, aber einen Umweg scheuen, um die schöne alte Hansestadt Bremen zu besuchen.
Stellen Sie sich vor, Sie können einen vierzehntägigen, ganz geruhsamen Bootsurlaub machen. Ohne Stress, ohne
Hektik. Auf einem Rundkurs, der Sie z.B. von Bremen über die Lesum und Hamme ins Teufelsmoor zum Künstlerdorf
Worpswede führt. Weiter über einen Kanal, vorbei an Gnarrenburg, bis nach Bremervörde. Weiter die Oste
hinab, über Hechthausen nach Neuhaus. Ein kleines Stück die Elbe hinab bis nach Cuxhaven und wieder zurück
nach Otterndorf. Von dort über den Hadelner Kanal nach Bad Bederkesa und weiter über die Geeste nach
Bremerhaven. Zurück auf die Weser und flussaufwärts zurück nach Bremen. Toll! Nicht wahr? Ob Sie das auf
eigenem Kiel machen wollen oder per Charterboot, alles ist möglich. - Zugegeben, im Moment noch ein Traum,
eine Vision.
Das Osterholzer Kreisblatt präsentierte den Beese-Plan am 21. August 1998:
Die Jury vergab an diese Projektidee den dritten Platz, weil sie in diesem Bereich eine deutliche
Attraktivitätssteigerung der Region für möglich hält, ohne dass die Umsetzung des Naturschutzprojektes in der
Hammeniederung in Frage gestellt wird... Die Region Osterholz ist keine ausgesprochene Fremdenverkehrsregion.
Man sollte versuchen, sie an bestehende Touristikregionen anzuschließen, indem man sie für bestimmte
touristische Interessengruppen erreichbar macht. Hier sei in erster Linie der Wassertourismus genannt. Die
Hauptströme des Wassertourismus gehen an der Region Osterholz vorbei, da die wenigen schiffbaren Wasserwege
entweder für den Wassersport gesperrt sind (siehe Wümme) oder als Sackgasse ohne ausreichende Infrastruktur
(genügend Liegeplätze mit Strom- und Wasserversorgung und sanitären Einrichtungen) wie an der Hamme oberhalb
Osterholz-Scharmbecks enden. Wassersportler aller Art, die aus dem Bereich Weser-Ems in Richtung Elbe/Ostsee
oder umgekehrt die Wasserstraßen befahren, werden in der Regel Lesum, Hamme und Wümme als wenig attraktiv
links liegen lassen. Dabei befahren sehr viele Skipper in Ost-Westrichtung mangels einer anderen Route den
Geeste-Kanal / Hadelner Kanal über Bremerhaven, Bederkesa und Otterndorf. Viele ältere Skipper haben in
Bederkesa feste Sommerliegeplätze, da dort für den Wassersport etwas getan wird. Diese Region hat bereits
seit langem erkannt, welche Wirtschaftskraft nur allein bei durchreisenden Skippern mit ihren Familien
vertreten ist. ...Der alte Verkehrsweg zwischen Hamme und Oste sollte reaktiviert werden, da sich an der
Oste mittlerweile eine regelrechte Ferienregion zu Wasser und zu Lande entwickelt hat. Ferien auf dem
Bauernhof werden dort ebenso angeboten wie Charterboote. Wenn man jetzt diesen alten Verkehrsweg wieder
öffnen würde, wäre die Region Osterholz Anfangs- oder Endpunkt einer langen Kanalfahrt. Viele Wassersportler
würden den Umweg über Bederkesa nicht mehr machen müssen. Die Wassersportregion Oste könnte sich bis an die
Lesum ausdehnen. Zwischendrin könnten kleinere Wassersportverein oder sogar günstig gelegene Campingplätze
sowie Gasthöfe einen Liegeplatzservice anbieten. Auch von der Weser her würden sich gut Möglichkeiten für
Kurztörns am Wochenende ergeben... Beispiele in Ostfriesland, den Niederlanden, Mecklenburg-Vorpommern und
Brandenburg belegen, dass solche Vorhaben durch Bund und Europäische Union in hohem Maße bezuschusst werden
und Gelder aus vielen Fördertöpfen bereitstehen.
Am 10. Juni 2002 schrieb die Bremer Wochenzeitung "BLV":
Bremen soll nicht länger abseits der Hauptverkehrsströme des Wassertourismus liegen. Vor geraumer Zeit
von dem Nordbremer Buchautoren Claus Beese ins Gespräch gebracht, gewinnt die Idee einer Wiederbelebung des
historischen Hamme-Oste-Kanals immer mehr an Bedeutung. Damit würde sich das maritime Vegesack endgültig als
Mittelpunkt der Region für den Boots-Charter-Tourismus etablieren können. Beese könnte sich gut vorstellen,
dass die Ströme des Wassertourismus auf ihrem Weg von und zur Ostsee dann nicht mehr an Bremen vorbeigehen
würden. Er weist darauf hin, dass zur Zeit die einzige geschützte Passage der Elbe-Weser-Schifffahrtsweg
zwischen Bremerhaven und Otterndorf an der EIbe ist. Gäbe es noch eine zweite Wasserstraße zwischen
Ritterhude und Bremervörde, würde der gesamte Bremer Raum und die ländliche Region zwischen Hamme und Oste
eine touristische Aufwertung erfahren. Aus diesem Grund sollte der alte Handelsweg zwischen den großen
Strömen Weser und Elbe, der Hamme-Oste-Kanal, welcher heute allerdings so verbaut ist, dass er für Sportboote
nicht befahrbar ist, nach den Vorstellungen Beeses wieder geöffnet werden. Dass so etwas geht und finanzierbar
ist, beweisen ähnliche Projekte in Holland und Wismar. Dort wurde mit hohen Beträgen aus der EU-Förderkasse
historische Wasserstraßen wieder befahrbar gemacht und zu Touristenattraktionen ausgebaut. Ganze Landstriche
profitieren dort von solchen Unternehmungen. Durch das Öffnen des Hamme-Oste-Kanals könnte man von Vegesack
aus auf einen neuen Rundkurs über sechs Flüsse durch das Elbe-Weser-Dreieck einschwenken. Über Weser, Lesum
und Hamme wären die kulturellen Höhepunkte wie Bremen und der malerische Hafen von Osterholz-Scharmbeck
ebenso erreichbar wie Worpswede und das Teufelsmoor. "Ein toller und interessanter Urlaubstörn für
wassersportbegeisterte Familiencrews über weitgehend geschützte Gewässer in einer landschaftlich
wunderschönen Region", weiß Beese, der mit seinem Kajütboot im Revier zu Hause ist und mehr Informationen
für alle Interessenten auf seiner Internet-Seite www.claus-beese.de bereithält.
2.1.2 Wassersport
In den Jahren 2001/2002 machte sich der Landesverband Motorbootsport Bremen e.V. den Beese-Vorschlag
verstärkt zu eigen. Im November 2001 inspizierten die Vorstandsmitglieder Dipl.-Ing. Horst Lehnigk und
Senatsrat a. D. Werner Falldorf die Hamme sowie den Hamme-Oste-Kanal. Sie kamen zu dem Ergebnis,
dass der Kanal... nach seiner Fertigstellung Arbeitsplätze schafft, Kaufkraft in die Region bringt,
die Strukturschwäche mindert und einen naturverträglichen Tourismus zulässt.
Unterstützt wird der Vorstoss mittlerweile auch vom Landessportbund Bremen, der den Senat um Einbringung
dieses Vorhabens in die gemeinsame Landesplanung mit Niedersachsen gebeten hat.
2.1.3 Fachpresse
Im Herbst griff die Fachzeitschrift "boote" die Idee Beeses und den Vorschlag des Landesverbandes
Motorbootsport auf. In dem Beitrag hieß es unter der Überschrift "Rundkurs im nassen Dreieck? Die
Wiederbelebung des Hamme-Oste-Kanals steht zur Diskussion" (siehe Materialband, Dokument 4):
Wenn es nach der Idee des Autors und Freizeitskippers Claus Beese ginge, würde das ostfriesische
Wassersportrevier bald von der Ems bis an die Elbe reichen. Völlig neue Möglichkeiten täten sich den
Wasserwanderern auf, wenn diese Vision Realität würde. Mit seinem Vorschlag, den alten Handelsweg zwischen
der Hamme und der Oste neu zu beleben, erntete er selbst bei Kommunalpolitikern und
Wirtschaftssachverständigen des Kreises Osterholz-Scharmbeck Anerkennung. Sein Vorschlag wurde anlässlich
eines Ideen-Wettbewerbes mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Auch in Bremen ist man jetzt auf Beeses Idee
aufmerksam geworden. Die Wassersportkommission des Landessportbundes hat seinen Vorschlag aufgegriffen und
den LSB gebeten, die Anregungen der Kommission aufzunehmen, den Bremer Senat um Einbringung in die Gemeinsame
Landesplanung und befreundete sowie interessierte Verbände und Organisationen in Niedersachsen und Hamburg
um Unterstützung zu bitten. Dabei geht man davon aus dass eine Wiederbelebung des Kanals, der eine befahrbare
Breite von 11 bis 12 Metern und eine Wassertiefe von 1,60 m haben sollte, nicht nur dem Wassersport dient.
Im Gegenteil, bei guter Planung und unter Berücksichtigung des Baus von Altwassern und Biotopen könnte ein
landschaftliches Juwel entstehen, das durchaus eine touristische Attraktion werden könnte. Die gesamte Region
des Elbe-Weser-Raumes würde eine erhebliche Steigerung des Freizeitwertes erleben unter Berücksichtigung der
Belange des Naturschutzes unter dem Motto "Natur erleben "... Bremen als Ausgangspunkt für eine neue
Charterboot-Flotte, mit der man über Hunte und Küstenkanal in die ostfriesischen Wassersporthochburgen
gelangen könnte, aber ebenso auf einen geruhsamen und vom Freizeitwert anspruchsvollen Rundkurs über Lesum,
Hamme, Oste, Eibe, Geeste und Weser einschwenken kann wäre für viele Boots-Urlauber sicher ein willkommenes
Angebot. Wo könnte man sonst schon einen 6-Flüsse-Urlaub buchen?
2.2 Touristische Bedeutung
2.2.1 Offenes Forum Tourismus
Während die Bremer Befürworter das Konzept vor allem aus wassersportlichen Gründen propagieren, stehen für
das Offene Forum Tourismus (OFT) des Landkreises Cuxhaven naturgemäss Gesichtspunkte der
Fremdenverkehrsförderung im Vordergrund. Der vom OFT eingesetzten Arbeitsgruppe Wassertourismus obliegt es,
das Sieben-Flüsse-Projekt aus dieser Sicht zu bewerten.
2.2.2 Arbeitsgruppe Wassertourismus
Die Arbeitsgruppe Wassertourismus ist zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Vernetzung und Vermarktung der
wasertouristischen Angebote im Elbe-Weser-Dreieck ein hohes Maß an ökonomischen Chancen für die Region bietet.
3. Potenzial und Perspektiven
3.1 Wirtschaftsfaktor Wassertourismus
Bei der Fachtagung "Wassertourismus" des Niedersächsischen Industrie- und Handeskammertages (IHK) am 15. 10.
2002 in Haselünne - an der auch der Arbeitsgruppen-Sprecher Horst Ahlf teilnahm - umrissen Experten das
ökonomische Potenzial des Wassertourismus für Niedersachsen. Laut Dr. Hartmut Rein (BTE Tourismusmanagement
Hannover) geben 6,3 Millionen Bundesbürger an, gegenwärtig Wassersport auszuüben; Wassersportaktivitäten
lägen bei deutschen Urlaubern "voll im Trend". Dr. Rainer Kottkamp vom Nds. Wirtschaftsministerium verwies
auf "nicht ausgeschöpfte Entwicklungspotenziale:
0,5 Prozent der Deutschen besitzt ein Boot, 1,5 Prozent der Schweizer, 10 Prozent der Niederländer."
Wassersportler geben laut Kottkamp "für ihr Hobby drei mal mehr aus als andere Freizeitsportler".
3.2 Willensbekundungen aus der Politik
"Förderung des motorisierten Wasserwanderns" und "Aufbau einer nutzergerechten Infrastruktur" sowie die
Erschließung der "naturräumlichen Entwicklungspotenziale" sind laut Kottkamp erklärte Ziele der
Landesregierung. Wassertourismus ist das Jahresthema 2003 der Deutschen Tourismus-Zentrale und des
Tourismus-Management Niedersachsen. Auch aus den Reihen der Opposition gibt es verstärkt
Willensbekundungen zur Förderung des Wassertourismus (siehe Materialband, Dokument 3). So berichtete die
Lokalpresse über die Haltung der SPD:
Der Wassertourismus sei eine weitgehend ungenutzte Entwicklungschance für die Region, glaubt die
Cuxhavener SPD-Bundestagsabgeordnete Annette Faße. Ein Zwischenbericht zur Grundlagenuntersuchung
Wassertourimus in Deutschland zeige, "dass der Wassertourismus in Deutschland erst im Aufbau" sei: "Nur
wenige Bundesländer haben umfassende wassertouristische Entwicklungskonzepte erarbeitet und nur sieben der
16 touristischen Landesmarketing- Organisationen vermarkten Wassertourismus", so Faße. "Umso mehr freut es
mich, dass man bereits in unserer Region die Bedeutung dieses touristischen Segments erkannt hat, wie das
neueste Projekt 'Blue Roots' in Lilienthai zeigt". Darüber hinaus seien hier aber auch die Ostefahrten,
geführte Wasser-Wandertouren durch die Hammeniederung, Medemfahrten und das geplante wassertouristische
Zentrum an der Ritterhuder Schleuse zu nennen. "Vor dem Hintergrund, dass der direkte Gesamtumsatz in der
Wassersportwirtschaft in Deutschland bereits jetzt ca. 1,8 Milliarden EUR beträgt, sind das Schritte in die
richtige Richtung", so die SPD-Politikerin.
3.3 Vorteile der Vernetzung
3.3.1 Anschluss an die Wassertourismus-Region Weser-Ems / Holland
Besondere Bedeutung hat das Projekt in Verbindung mit den Bemühungen der Landesregierung, von der Oldenburger
pk topologis GmbH einen Wasserwanderplan "Hunte-Weser" erstellen zu lassen, um den Tourismus im Binnenland zu
fördern. Damit die Tourismusregion Weser-Ems eine Brückenfunktion zwischen den Niederlanden und dem
Elbe-Weser-Raum erfüllen kann, soll der bisherige Planungsraum (Ostfriesland/Emslan) nach den Intentionen der
Landesregierung bis an die Oste ausgedehnt werden; dabei käme den Verbindungen zwischen Weser und Elbe bzw.
Oste eine Schlüsselfunktion zu.
"Der Wasserwanderplan dient als Grundlage für die gezielte Förderung von Maßnahmen zur Stärkung der
Wirtschaftskraft und der Herstellung der notwendigen Infrastruktur für den Wirtschaftsbereich Tourismus und
Naherholung. Neben dem Motorbootsport wird der Schwerpunkt auf nicht-motorisierten Wassersport und den
Verknüpfungen zu weiteren freizeitrelevanten und kulturellen Angeboten der Region gelegt. Es soll erreicht
werden, dass der Nordwesten nicht nur als Urlaubsregion Küste erkannt wird, sondern auch das Binnenland als
Naturraum und die Städte als Kulturraum dem Fremdenverkehr und der Naherholung nahe gebracht werden" (pk
topologis GmbH).
3.3.2 Rundtörn statt Sackgasse
Die wirtschaftlichen Vorteile der Vernetzung der Fließgewässer zu einem "Sieben-Flüsse-Rundweg" liegen auf
der Hand. Nicht nur die Oste, bisher eine Sackgasse, sondern die gesamte strukturschwache Region würde in
hohem Maße an wassertouristischer Attraktivität gewinnen. In der Zeitschrift "boote" heißt es über das
Projekt:
Bisher ist der Elbe-Weser-Schifffahrtsweg zwischen Bremerhaven und Otterndorf für Freizeitskipper aus den
westlichen Revieren die einzige geschützte Passage zur Elbe ...Künftig hätte man dann sogar die Wahl zwischen
den zwei Routen für die Hin- und Rückpassage. Auch touristisch interessante Städte wie das maritime Bremen
oder das Künstlerdorf Worpswede lägen nun nicht mehr abseits der Hauptwassersport-Routen sondern rückten auf
geradezu geniale Weise in deren Mittelpunkt. Gerade im Bereich zwischen Worpswede und Bremervörde könnten
weitere kleine Marinas oder Campingplätze mit Wassersportmöglichkeit entstehen, die der Region neue
wirtschaftliche Impulse vermitteln. Beliebt sind die Wochenendtouren "ins Moor", die jedoch bislang bei Neu
Helgoland abrupt enden. "Könnte man weiter, so würde man auch!", bestätigen die eingefleischten Moorfahrer.
Nach den Effahrungen der heimischen Gastronomie werden in den Urlaubsgebieten pro Boot und Tag zwischen 60
und 100 Euro ausgegeben.
3.3.3 Fördermöglichkeiten für wassertouristische Projekte
Gerade für die Stärkung des Wassertourismus besteht mittlerweile eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten. Der
Vertreter des Nds. Wirtschaftsministeriums wies bei der bereits erwähnten IHK-Fachtagung in Haselünne auf die
Tourismus-Förderrichtlinie "Ausbau der Infrastruktur zum nichtmotorisierten Wasserwandern" hin (Förderhöhe
50 Prozent) sowie auf die aktuelle Neuausrichtung der Subventionierung: Gefördert werden u.a. das
"motorisierte Wasserwandern" sowie die "Vernetzung mit anderen touristischen Angeboten " wie Radtourismus
(paddel & Pedal) oder Städtetourismus (Liegeplätze in Städten). Die Zeitschrift "boote"erinnert an die
Möglichkeit, EU-Mittel auszuschöpfen:
Wenn man bedenkt, wie viele Millionen Euro in die Wiedereröffnung holländischer Projekte geflossen sind,
kann man sich nicht vorstellen, dass hier keine EU-Subventionen fließen sollten. Obwohl ein Ausbau des alten
Wasserweges bereits an der Anlegestelle Neu Helgoland, unterhalb des Künstlerdorfes Worpswede beginnen und
der heute teilweise stark verbaute Kanal wohl streckenweise ein völlig neues Bett erhalten müsste, würden
sich die Kosten durch die - wenn auch saisonal schwankenden - Mehreinnahmen in der Region rechnen. Auf teure
Technik könnte weitgehend verzichtet werden, denn durch den Bau von Hand zu betreibender Schleusen könnte
man dem Kanal einen hohen Erlebniswert als touristische Attraktion für die ganze Region vermitteln. Merke:
Wo Seeleute sind, sind auch Seh-Leute. Und dass Wasser auf die Menschen eine ungeheure Anziehungskraft hat,
weiß man anderswo längst.
In diesem Zusammenhang bedeutsam ist das Projekt "Blue Roots / Historische Transport-Wasserwege", das unter
anderem der Wiederherstellung "alter Wasserwege zwischen Bremen und dem Teufelsmoor" dient. (Laut Nds.
Wirtschsaftsministerium ist eine 50-Prozent-Förderung nach INTERREG III B zu erwarten).
4. Ist-Zustand
4.1 Befahrbarkeit
Haupthindernis auf dem "Sieben-Flüsse-Rundweg" ist der Umstand, dass die 240 Kilometer lange Gesamtstrecke -
aus unterschiedlichen Gründen -weder mit motorisierten noch mit nicht motorisierten Booten komplett bzw .
ungehindert befahrbar ist.
4.1.1 Befahrbarkeit mit nicht motorisierten Booten
Ruderer, Kanuten und Kajakfahrer müssen auf drei Teilstrecken mit Einschränkungen bzw. Risiken rechnen:
a.) Die Unterelbe und die Mündungsbereiche der Nebenflüsse Medem und Oste sind nur bei günstiger Tide sowie
bei ruhigem Wasser risikolos befahrbar.
b.) Das gleiche gilt für die Unterweser zwischen Lesum- und Geeste-Mündung. In einer Veröffentlichung des
Deutschen Kanu-Verbandes heisst es dazu:
Die Unterweser ist nur mit einer besonderen Ausrüstung von einem geübten Paddler befahrbar. Eine sichere
Bootsbeherrschung bei Wind und Wellen ist Voraussetzung! Am besten unter einer sachkundigen Anleitung mit
einem ortskundigen Führer. Es bietet sich an, sich vor der Abfahrt bei den einheimischen Vereinen über die
örtlichen Gegebenheiten zu informieren. Ein Wetterumschwung wirkt sich immer auf die Wasserverhältnisse aus.
Es können dort nicht nur durch das Wetter, sondern auch durch den Schiffsverkehr sehr hohe Wellen und
"Kabbelwasser" (bedingt durch die Spundwände) entstehen. Das Hauptfahrwasser zwischen den Tonnen ist zu
meiden, es muß das Nebenfahrwasser benutzt werden. Wo das Hauptfahrwasser bis an das Ufer bzw. an die
Spundwände heranreicht, z.B. Bremer Vulkan, sollte man auf der anderen Weserseite fahren. Eine Kenterung in
dem Bereich kann lebensgefährlich werden, da man nur noch über die senkrechten Leitern der Spundwände an
Land kommen kann. Das Hauptfahrwasser sollte nur für Durchquerungen auf dem kürzesten Wege benutzt werden.
Im Fahrwasser ist unbedingt das Rechtsfahrgebot zu beachten. Aus Sicherheitsgründen sind vorn und hinten
abgeschottete Boote (Seekajaks) von Vorteil. Nicht abgeschottete Boote müssen voluminöse Auftriebskörper
haben, die den Bootsrumpf ausfüllen. Spritzdecke und Steueranlage sind zusätzliche Punkte an die Ausrüstung.
Eine Schwimmweste ist immer anzulegen.
c.) Der Hamme-Oste-Kanal weist keinen konstanten Wasserspiegel auf; er ist nur bei Hochwasser befahrbar, und
zwar vom Scheitelpunkt aus in beide Richtungen abwärts. Die Klappschleusen Sind zurückgebaut worden und
müssen z. T. wieder hergerichtet werden.
4.1.2 Befahrbarkeit mit motorisierten Booten
Für motorisierte Boote besteht z. Zt. ein generelles Fahrverbot auf der Oberen Oste (zwischen Bremervörde und
Spreckens). Der Hamme-Oste-Kanal wiederum kann VOn Motorbooten wegen zu geringer Tiefe, zu schmalen
Durchschnitts und zu niedriger Brücken z. Zt. nicht befahren werden.
4.2 Infrastruktur
4.2.1 Liegeplätze / Ein- und Ausstiege
Vorbildlich ausgestattet mit Ein- und Ausstiegen für (nicht motorisierte!) Wasserwanderer ist die Oste, wo
die Infrastruktur mit Hilfe holländischer Pioniere optimiert worden ist (siehe Faltblatt im Materialband,
Dokument 7). Schlechter ausgestattet sind der Hamme-Oste-Kanal und der Elbe-Weser-Schifffahrtsweg. Am größten
ist der Nachholbedarf bei Wanderboot-Stegen an den Tideflüssen Weser und Oste. - Das Netz der Anlagestellen
für Motorboote ist in den befahrbaren Abschnitten ausreichend, sollte aber verdichtet werden.
4.2.2 Trailerstationen
Trailerstationen, mit deren Hilfe Kanuten oder Ruderer riskante oder unbefahrbare Abschnitte überbrücken
können, existieren noch nicht.
4.2.3 Bootsverleih
Ausleihmöglichkeiten für Kanus und Kajaks bestehen teilweise, z. B. in Hechthausen (Oste) und am Ende des
Elbe-Weser-Schiffahrtsweges in Otterndorf (Medem). Eine umfassende Bestandsaufnahme aller
Bootsverleihmöglichkeiten in der Region gibt es nicht.
4.2.4 Informationstafeln
Mustergültig beschildert sind die Einstiegsstellen an der Oberen Oste und an Teilen des Hamme-Oste-Kanals,
z. B. in Gnarrenburg (siehe Fotos - Ausschnitte -im Materialband, Dokumente 5 und 6).
4.2.5 Vermarktung
Gezielt beworben werden nur einzelne Anlegestellen (z. B. die Marina Bremen), einzelne Verleih- und
Charter-Angebote (z. B. Kanu-Verleih im Sietland und Wohnboot-Verleih in Hechthausen-Klint). Versuche, die
Region grenzübergreifend zu vermarkten, sind auf das Einzugsgebiet der Elbe (Maritime Landschaft Unterelbe)
oder auf die Oste-Region (privates Internet-Angebot www.oste.de ) beschränkt.
5. Empfehlungen
5.1 Schwerpunkt eins (kurzfristig): Kanu / Kajak
Kunfristig - mit überschaubarem Aufwand - läßt sich nur das Angebot für Kanuten, Ruderer und Kajakfahrer
erheblich verbessern.
5.1.1 Ein- und Ausstiege / Wehre
Die Zahl der Ein-und Ausstiege sollte erhöht werden; deren Dichte sollte im gesamten Planungsgebiet der an
der oberen Oste entsprechen. - Am Hamme-Oste-Kanal sind die Kammerschleusen und die zurückgebauten
Klappschleusen kurzfristig den Bedürfnissen von Paddlern und Ruderern anzupassen.
5.1.2 Trailerstationen / Bootsverleih
Die Schaffung von Trailerstationen - zur Überbrückung von Tidestrom-Abschnitten - ist besonders vordringlich
an den Mündungen von Lesum, Geeste, Medem und Oste. In einigen Fällen könnte, ebenso wie beim Bootsverleih,
eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gastronomen in Frage kommen.
5.1.3 Information
Entlang des Rundweges sollten Informationstafeln aufgestellt werden, die denen an der Oberen Oste bzw. am
Hamme-Oste-Kanal entsprechen können. - Auch bei der Gestaltung von Faltblättern können die
Informationsblätter des Landkreises über die Obere Oste als Vorbild dienen (siehe Materialband, Dokument 7).
Alle Tour-Daten sowie die jeweiligen Pegelstände und Tideverhältnisse sollten per Internet abrufbar sein,
z.B. beim niedersächsischen Tourismus-Info-System geolife.de (dort sind auch GPS-Daten und Overlays für die
Geobasisinformations-CD-Rom der Landesvermessung abrufbar).
Wie informativ andere Wasserwander-Regionen ihre Angebote bereits im landeseigenen System geolife.de
präsentieren, zeigt das Beispiel des Heideflusses Böhme (siehe Materialband, Dokument 8).
5.1.4 Vermarktung
Die Vermarktung sollte von einer zentralen Stelle gesteuert werden, die Übernachtungswünsche, den
Bootsverleih und den Trailerverkehr koordiniert. Als Vorbild bietet sich die Hunte-Region an.
5.2 Schwerpunkt zwei (mittelfristig): motorisierte Kleinboote
Um einen Sieben-Flüsse-Törn auch für kleinere und mittlere motorisierte Familienboote zu ermöglichen, ist
die Herrichtung des Hamme-Oste-Kanals und die Freigabe des z. Zt. gesperrten, ca. 7 Kilometer langen
Teilabschnitts der Oberen Oste erforderlich, der die Tide-Oste mit dem Hamme-Oste-Kanal verbindet.
5.2.1 Schlüsselprojekt: Öffnung des Hamme-Oste-Kanals
Der Öffnung des Hamme-Oste-Kanals für kleinere und mittlere Motorboote kommt innerhalb des Gesamtkonzepts
eine Schlüsselfunktion zu. Wegen des erforderlichen Planungs- und Finanzaufwandes - der allerdings weit
unterhalb der Kosten für andere politisch und ökologisch umstrittene Kanal- und Flußausbauprojekte liegt -
ist eine Realisierung des Vorhabens erst mittelfristig möglich.
5.2.2 Baumaßnahmen
Das Volumen der erforderlichen Baumaßnahmen zu veranschlagen muss Fachleuten überlassen bleiben. Bei einer
ersten Begehung notierten die Vertreter des Landesmotorbootverbandes Bremen:
Die Hamme ist bis zur Gabelung bei Vollersode für kleinere Sportboote nutzbar. Das Befahren mit Booten,
welche die Brücken vor Teufelsmoor, Bornreihe und Ostersode unterqueren können, setzt sichere Wassertiefe
von ca. 1.20 m voraus. Die Schleuse in Teufelsmoor und die Bootsschleppe sind nutzbar. Der Hamme-Oste-Kanal
ist in voller Länge intakt bzw. für Be- und Entwässerung funktionstüchtig. Wenngleich an der Gabelung von
Hamme und Kanal bei Vollersode der Kanal für die Schiffahrt gesperrt ist, wird er offensichtlich mit
amtlicher Erlaubnis streckenweise für Kleinboote genutzt (siehe Tafeln bei Gnarrenburg). Breite und Tiefe
des Kanals setzen Grenzen hinsichtlich Größe und Tiefgang von Sportbooten. Weil die Trasse vorhanden ist und
die Grundstücke ausreichend sind, kann der Kanal verbreitert und vertieft werden. In welchem Umfang dies
möglich und nötig ist, bedarf sicher der Beurteilung durch Fachkräfte. Möglich erscheint sowohl der Ausbau
wie auch das Aufstauen des Kanals. Die Wasserscheide liegt nach Augenschein nahe Klenkendorf. Je eine
Schleuse könnte ohne umfangreiche Erdbauten dem Kanal genügend Breite und Tiefe für mittlere Sportboote
geben. Erheblich sind erforderliche Anhebungen für Profile der Strassenbrücken. Vorhandene Fussgängerbrücken
sind entweder hoch genug oder leicht anzuheben. Zu erstrebenswerten Durchfahrthöhen und Wassertiefen ergeben
sich die Maße von der Brücke bei Tiefjenshütte. Bedarf besteht vornehmlich für familientaugliche Boote,
seegehende Yachten werden den Kanal nicht nutzen.
Zur Machbarkeit des Projekts führt der Landesmotorbootverband aus:
In der Überzeugung, dass der Kanal mit den Baumaßnahmen und mit dem Betrieb nach seiner Fertigstellung
Arbeitsplätze schafft, Kauftraft in die Region bringt, die Strukturschwäche mindert, einen
naturverträglichensanften Tourismus zulässt und damit der Wirtschaftskraft entlang des Kanals einen Schub
bringt, sind wir von dem Nutzen eines Kanals überzeugt. Das Modell der Niederlande ist nicht nur wegen des
starken Wirtschaftszweiges Bootstourismus, sondern auch wegen der Tatsache interessant, dass auch dort nach
Beendigung des Torfabbaues neue Erwerbsstrukturen geschaffen wurden. Erfahrungen in dem als strukturschwach
anerkannten Bremerhaven und in den Niederlanden lassen die Erwartung zu, dass Förderanträge in Brüssel viel
Aussicht auf Erfolg haben. Der City-Port in Bremerhaven an der Zufahrt des Hadelner Kanals ist mit starker
Unterstützung aus Brüssel errichtet worden.
Der Verband hat bereits angekündigt, "mit Fachbehörden und Hochschulen die vorliegende Planungsskizze,
möglichst ohne großen Kostenaufwand, zu konkretisieren und insbesondere die Machbarkeit zu belegen.
5.2.3 Ökologische Ausgleichsmaßnahmen
Weil es sich bei einem Teil der Hamme-Oste-Niederung um einen ökologisch sensitiven Bereich handelt,
Bestandteil eines Naturschutzgroßprojekts des Bundes, ist hier auf Umweltbelange besondere Rücksicht zu
nehmen.Durch gezielte Besucherlenkung (Kanalisierung des Verkehrs durch Ein- und Ausstiege in weniger
empindlichen Abschnitten) und durch ökologische Ausgleichsmaßnahmen (Renaturierung, Wiedervernässung) kann
jedoch dazu beigetragen werden, die Qualität des Raumes insgesamt nicht nur zu erhalten, sondern zu erhöhen.
Auch die Vertreter des Wassersports zeigen Einsicht in die Notwendigkeit von Restriktionen. So empfiehlt
Beese
Ausgleichsmaßnahmen wie die Schaffung von Altwassern, naturnahe Ufer, Fischruhezonen und anderes...
Dabei kann sichergestellt werden, dass das Anlegen an den Ufern nur an besonderen Stellen mit vorbereiteten
Kurzzeitliegeplätzen oder dafür vorgesehenen Marinas gestattet wird. Ich bin mir sicher, dass mit solchen
Beschränkungen und der Schaffung der Ausgleichsflächen der Nutzen für die Natur durch die Gesamtmaßnahme
größer sein wird als der Nachteil durch das Befahren mit mäßiger Geschwindigkeit
6. Planungen
6.1 Einbeziehung des Naturschutzes
Aus den unter 5.2.3 genannten Gründen ist eine frühzeitige Einbeziehung der Naturschutzbehörden in die
Arbeitsgespräche vorgesehen. Erörtert werden könnte das Beispiel der Region Haselünne (Emsland), wo
Flusswandertouren in empfindlichen Gebieten nur nach Voranmeldung stattfinden dürfen; in der Region (neun
angeschlossene Gemeinden, 70 Flußkilometer) nehmen pro Jahr mehr als 60 000 Menschen an genehmigten
Wasserexkursionen teil; für Naturschutzzwecke werden zehn Ranger beschäftigt, mit der Verwaltung der
Vermarktung sind 17 Angestellte befasst.
6.2 Einbeziehung der Wasserwirtschaft
Speziell die Frage des Ausbaus des Hamme-Oste-Kanals (kurz- und mittelfristig) soll mit den Vertretern des
Wasser- und Bodenverbandes Teufelsmoor erörtert werde, der seit 2002 für die Unterhaltung des Gewässers
zuständig ist.
6.3 Einbeziehung der Gastronomie
In Kürze soll erkundet werden, wie weit die Gastronomie entlang der Flüsse und Kanäle bereit ist, die
Verantwortung oder Mitverantwortung für die einzurichtenden Trailer- und Verleih-Stationen zu übernehmen.
Dieser Zwischenbericht wurde für den Arbeitskreis zusammengestellt von Jochen Bölsche (Fördergesellschaft
zur Erhaltung der Schwebefähre in Osten/Oste e.V)
|